Diercks ist Geschäftsführer der CYQUEST GmbH mit Sitz in Hamburg. CYQUEST ist unter dem Oberbegriff Recrutainment spezialisiert auf die unternehmens- und hochschulspezifische Erstellung von Lösungen aus den Bereichen Eignungsdiagnostik (Online-Assessment) sowie Berufs- und Studienorientierung. Diercks ist Herausgeber des Buchs «Recrutainment» (2014), Autor einer Reihe von Fachartikeln zu verschiedenen eRecruiting- und Employer Branding Themen sowie regelmässiger Referent bei Fachkongressen. Mit dem Recrutainment Blog zeichnet er für einen der meistgelesenen deutschsprachigen HR-Blogs verantwortlich.
«Jedes Matching ist am Ende nur so gut, wie die Schablone Kontur hat... Passung statt Eignung.»
Joachim Diercks, Geschäftsführer CYQUEST GmbH
Sie bezeichnen Matching als das Trendthema. Weshalb?
Nun ja, «eigentlich» ist Matching ja nichts neues, ging es doch in der Personalgewinnung im Prinzip immer schon darum, die richtigen Kandidat:innen für den passenden Job beim richtigen Unternehmen zu finden. Aber es ist nicht zu übersehen, dass in den letzten 2 bis 3 Jahren eine ungeheure Dynamik in dieses Thema gekommen ist: Jede Menge neue Startups, die alle irgendein «Matching-Versprechen» im Banner tragen und auch die etablierten Plattformen, allen voran die grossen Business-Netzwerke LinkedIn und XING, gehen alle auf dieses Thema.
Für mich sind hierfür fünf Gründe ursächlich:
Dabei gibt es für mich aktuell drei grosse Stossrichtungen im Matching:
Man kann eigentlich alles, was man aktuell im Markt unter der Überschrift Matching zu sehen bekommt, irgendwo in diesem Dreieck einsortieren, wie ich ja auch in meiner Artikelreihe zum «Megatrend Matching» im Recrutainment Blog aufgezeigt habe.
Was für eine Transformation muss das HR oder Recruiting machen, damit es erfolgreich Matching einsetzen kann?
Das ist eigentlich ganz einfach (und gleichzeitig unglaublich schwierig…): Die Unternehmen müssen sich ehrlich machen. Wenn nicht ganz klar ist, worauf denn gematcht werden soll, dann wird Matching auch nicht gelingen können. Das setzt erstens voraus, dass die Unternehmen – und hier sehe ich eigentlich vor allem HR in der Pflicht – noch besser verstehen, wer sie eigentlich sind, wofür sie stehen und dadurch letztlich auch, was für Mitarbeitende sie eigentlich suchen. Die ganz klare Definition der eigenen Werte und Unternehmenskultur, abseits der blumigen Agenturformulierungen, muss der Anfang sein. Das ist nicht ganz einfach, aber es ist auch nicht unmöglich. Wir haben hierfür z. B. ein Testverfahren zur Messung unternehmenskultureller Merkmale entwickelt. Darauf liesse sich so etwas dann aufbauen.
Zweitens: Ehrlichkeit, und vor allem auch der «Mut zur Ehrlichkeit». Es hilft niemandem, wenn das Unternehmen entweder alles irgendwie sein will oder sich hinter schönen Phrasen versteckt. Wenn das Unternehmen eine Ellenbogenkultur hat, dann hilft es keinem, wenn man dann auf der Karriere-Website oder in der Stellenanzeige was von Teamkultur schreibt, nur weil das vermeintlich besser klingt. Jedes Matching ist am Ende nur so gut, wie die Schablone Kontur hat…
Kann Matching überhaupt einen Mehrwert darstellen, in einem Arbeitsmarkt, der immer umkämpfter wird?
Nun, ich halte gerade die Tatsache, dass viele Arbeitsmärkte – zumindest in Deutschland, Österreich und der Schweiz – umkämpfter geworden sind, für eine DER Ursachen, warum das Thema Matching so stark trendet. Um es mal akademisch auszudrücken: Gutes Matching sorgt ja dafür, dass es weniger Friktionen gibt. Friktionen sind die Ineffizienzen, die bei der Suche nach passenden Kandidat:innen bzw. der Suche nach dem passenden Job und Arbeitgebenden entstehen. Dieser gegenseitige Suchprozess kostet im günstigsten Fall nur Zeit und Energie auf beiden Seiten; im schlimmsten Fall jedoch kostet er sowohl viel Zeit und Energie und gelingt am Ende noch nicht einmal, weil Kandidat:in, Job und Unternehmen gar nicht zusammenpassen – ein Fehler, der leider oft erst im Nachhinein erkannt wird oder sogar gar nicht. Das eine wäre ineffizient, das andere zudem auch noch ineffektiv. Je umkämpfter Arbeitsmärkte sind, desto grösser ist die Gefahr von Friktionen. An dieser Stelle wirkt Matching – egal über welche Art von Matching wir sprechen –, weil es beiden Seiten, also suchenden Unternehmen und Kandidat:innen, dabei hilft, das gegenseitige Suchen und Finden zu verbessern.
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